Die ganze Wahrheit – Halbwahrheiten im Vergleich zwischen SDWAN und MPLS unter der Lupe

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SDWAN (Software-Defined Wide Area Network) ist eine Technologie, die ein Overlay-Netzwerk über bestehende Netzwerkinfrastrukturen bildet. Dieses Overlay ermöglicht es, den Datenverkehr zwischen verschiedenen Standorten über unterschiedliche Verbindungstypen wie MPLS, Internet und LTE zu steuern. Die eingesetzten Verbindungen bilden das Underlay-Netzwerk. Vor allem in Bezug auf die Nutzung von Cloud-Ressourcen wird SDWAN oft mit Direct-Internet-Access und integrierten Sicherheitsfunktionen beworben. MPLS (Multiprotocol Label Switching) hingegen ist eine etablierte Technologie zur Datenübertragung, die seit Jahren von Unternehmen zur Optimierung ihres WAN-Verkehrs eingesetzt wird. Im Internet kursieren unzählige Beiträge darüber, welche Vorteile SDWAN gegenüber der MPLS-Technologie hat und warum sie zu präferieren ist. Häufig handelt es sich bei den Werbeversprechen nur um halbwahre Mythen. 
In diesem Blog-Beitrag zeigen wir auf, was wirklich dahintersteckt.

1. MPLS-Verbindungen sind teuer

Halbe Wahrheit:

MPLS-Verbindungen sind teurer wie Internet-Anbindungen.

Die ganze Wahrheit:

Um dieses Argument genauer zu beleuchten, unterscheiden wir zwischen dem Typ einer Anbindung und dem Service, der über die Anbindung am Standort verfügbar gemacht wird. Für die Anbindung innerhalb einer MPLS-Vernetzung werden oft dedizierte Glasfaser-Anbindungen eingesetzt, um innerhalb garantierter Service Level Agreements (SLAs) Zuverlässigkeit und Vorhersehbarkeit zu gewährleisten. Schnell zugängliche und günstige Internet-Anbindungen werden häufig über ein Shared Medium wie FTTH, DSL oder LTE produziert und sind entsprechend günstiger. Um eine Internet-Anbindung mit einer MPLS-Anbindung vergleichen zu können, sollten beide Anbindungen über ähnliche SLA als Grundlage verfügen. Aus diesem Grund gestaltet NETHINKS den Preis Ihrer Anbindungen ganz unabhängig von dem Service selbst. So ist eine Anbindung mit hohen SLAs und MPLS-Konnektivität preislich von einer Anbindung mit gleichen SLAs und Internet-Konnektivität nicht zu unterscheiden.

2. Kosteneinsparungen durch SDWAN

Halbe Wahrheit:

Durch den Einsatz von SDWAN können Kosten eingespart werden.

Die ganze Wahrheit:

Damit diese Aussage zutrifft, müssen für den Aufbau des Underlay-Netzwerkes günstige Internetverbindungen basierend auf FTTH, DSL oder LTE anstelle von MPLS-Verbindungen mit garantierten SLAs zum Einsatz kommen. Dabei sollten die Anforderungen geschäftskritischer Anwendungen in Bezug auf vorhersagbare Latenzen und der Verfügbarkeit sichergestellt werden. Auch wenn SDWAN als Funktion die Wahl des besten Pfades für eine Anwendung beinhaltet, kann dadurch nicht automatisch gewährleistet werden, dass der Pfad wirklich gut genug ist. Dies gilt natürlich vor allem dann, wenn eine zentrale Anwendung nicht in die Cloud ausgelagert ist, sondern deren Erreichbarkeit und Funktionalität über die Vernetzungslösung sichergestellt wird.

Da bei Kosteneinsparungen oft nur der Einkauf günstigerer Access-Technologien berücksichtigt wird, vergisst man häufig, die SDWAN-Lösung selbst als Kostenfaktor zu betrachten. Hier hängen die Kosten insbesondere davon ab, welcher Hersteller ausgewählt wird und welcher Leistungsumfang innerhalb der SDWAN-Lösung lizenziert werden muss. Denn auch wenn all die Funktionen von SDWAN vielversprechend klingen, sind sie dennoch nicht kostenfrei.

3. Vereinfachtes Netzwerkmanagement

Halbe Wahrheit:

Der Einsatz von SDWAN vereinfacht das Netzwerkmanagement.

Die ganze Wahrheit:

Die Korrektheit dieser Aussage setzt voraus, dass die bestehende WAN-Plattform in Form eines MPLS-Netzwerkes gesamtheitlich durch ein Unternehmen oder eine Organisation in Eigenregie aufgebaut und betrieben wird. Das Unternehmen besitzt und verwaltet die gesamte Netzwerkhardware, inklusive der MPLS-Router und ist für das Routing, die Wartung und alle anderen Aspekte des Netzwerkbetriebs verantwortlich. Ein solches Setup erfordert erhebliche Investitionen in Ausrüstung und Expertise. In diesem Fall kann ein SDWAN natürlich das Netzwerkmanagement erheblich vereinfachen. Der Einsatz von SDWAN, mit günstig eingekauften Internetverbindungen als Underlay-Netzwerk, kann hier natürlich die Kosten aber auch eben die Komplexität im Rahmen des Netzwerkbetriebs reduzieren, wenn dabei die Einbußen in Sachen Performance in Kauf genommen werden können. Oftmals wird hierbei die sogenannte Single-Pane-of-Class, eine einheitliche Management-Oberfläche beworben, über die eine SDWAN-Lösung in allen Aspekten überwacht, verwaltet und konfiguriert werden kann.

Unternehmen oder Organisation, für die die Vorteile einer MPLS Lösung unverzichtbar sind, setzen auf marktübliche Managed MPLS Lösungen (L3 MPLS VPNs), um die erhebliche Investitionen in Ausrüstung und Expertise für den Betrieb eines eigenen MPLS-Netzwerkes zu umgehen. Bei einem L3 MPLS VPN handelt es sich um einen Dienst, den ein Service Provider seinen Kunden anbietet. Dieser Dienst ermöglicht es Unternehmen, verschiedene Standorte über ein MPLS-Netzwerk des Providers miteinander zu verbinden. Auch NETHINKS betreibt ein deutschlandweites MPLS-Backbone, das Kundenstandorte über effiziente Anbindungen miteinander vernetzt – ohne dass der Kunde dabei in eigene MPLS-Hardware oder Expertise investieren muss.

4. Verbesserte Performance

Halbe Wahrheit:

Die Nutzererfahrung kann durch den Einsatz von SDWAN verbessert werden.

Die ganze Wahrheit:

Diese Aussage setzt voraus, dass alle geschäftskritischen Anwendungen in der Cloud bereitgestellt werden. In der Folge müssen alle Standorte und deren Teilnehmer über eine Internet-Anbindung Zugriff auf die Cloud-Ressourcen erhalten. Dabei wird der Traffic in herkömmlichen Vernetzungslösungen basierend auf MPLS oft über einen zentralen Internet-Breakout abgeführt, wodurch in einigen Fällen eine Art Flaschenhals entsteht. SDWAN optimiert die Nutzung von Cloud-Ressourcen durch die Nutzung von Direct-Internet-Access an den Standorten, der ein Abführen von Cloud-Traffic am Ort seiner Entstehung ermöglicht. Die Absicherung des Direct-Internet-Access mit integrierten Security-Features der SDWAN-Lösung muss dabei gewährleistet werden.
Ist eine Auslagerung von geschäftskritischen Anwendungen nicht möglich oder gar nicht gewollt, so kann durch den Umstieg auf SDWAN die Performance auch verschlechtert werden. Während MPLS-Verbindungen mit garantierten SLAs oft eine Zuverlässigkeit und Vorhersehbarkeit in Bezug auf Latenzen und Verfügbarkeiten schaffen, kann der Einsatz von günstigen Internet-Access-Produkten mit SDWAN häufig zu unvorhersehbaren Problemen bei der Nutzung zentraler Legacy-Anwendungen führen.

Um die Vorteile beider Technologien zu vereinen, wird das MPLS in der Praxis meist durch den Einsatz von SDWAN erhöht. Dadurch kann anwendungsspezifischer Traffic – je nach Typ – entweder über das leistungsstarke MLPS in zentrale Standorte innerhalb der Vernetzungslösung gesendet oder über den direkten Internet-Access am Standort in Richtung der Cloud abgeführt werden.

Fazit

Ob SDWAN als Ablösung einer bestehenden MPLS-Lösung oder als Ersatz einer geplanten MPLS-Lösung in Frage kommt, ist also davon abhängig, ob man mit dem IT-Bestand und der verfolgten Strategie von den Vorteilen einer SDWAN-Lösung wirklich profitieren kann. Sie haben Fragen zu SDWAN oder MPLS oder planen eine Neu- oder Umstrukturierung Ihrer WAN-Plattform? Die Expert:innen von NETHINKS stehen Ihnen gerne persönlich zur Verfügung.

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