Innerhalb der nächsten vier Jahre wird die Telekom nach und nach ISDN abbauen. Vorerst wird versucht, keine Neuschaltungen mehr durchzuführen und – wenn möglich – gleich Breitbandanschlüsse mit Telefoniefunktion zu verkaufen. Für Privatpersonen ist diese Vorgehensweise sicherlich gut geeignet, geht die Anzahl der Festnetzanschlüsse verglichen zu den Mobilfunk-Verträgen doch immer weiter zurück. Aber was bedeutet es für ein Unternehmen, wenn ISDN abgeschaltet wird? Was sollten Unternehmen jetzt einplanen, damit sie von der ISDN-Abschaltung nicht „kalt erwischt“ werden?
1. Beschaffung eines breitbandigen Internet-Anschlusses mit QoS
In der Regel werden in Unternehmen mehr als zwei Telefonate gleichzeitig geführt. Um auch nach dem Wechsel von ISDN auf VoIP noch sinnvoll telefonieren zu können, braucht es einen Internet-Anschluss, der so viel Bandbreite bereitstellt, dass darüber zusätzlich noch telefoniert werden kann. Als Faustregel kann gelten:
Je Telefonat wird eine Bandbreite von 80 Kbit/s benötigt. Je nach Codec kann dieser Wert auch geringer ausfallen, aber man sollte hier mit großzügigen Reserven arbeiten.
Wenn zum Beispiel damit gerechnet wird, dass bis zu zehn Telefonate gleichzeitig geführt werden, muss man mit 800 Kbit/s für Telefonie in beide Richtungen rechnen. Ein „DSL 6000“-Anschluss mit (in aller Regel) 512 Kbit/s Upload-Geschwindigkeit reicht dafür nicht mehr aus. Besser geeignet ist hier VDSL ab 25.000 Kbit/s Down- und 5.000 Kbit/s-Upload-Geschwindigkeit.
Sicherheitshalber sollte der Provider zusätzlich noch QoS [siehe ->QoS] unterstützen. Damit wird es ermöglicht, dass Telefonie vor allen anderen Daten bevorzugt transportiert wird.
2. Schaltung eines SIP-Trunk
Nach der Schaltung des Breitbandanschlusses sollte der Anschluss getestet werden. Dazu bestellt man einen sogenannten „SIP-Trunk“ beim Provider. Der SIP-Trunk bietet die Möglichkeit, Telefonate aus der vorhandenen TK-Anlage über den Internet-Anschluss zu verbinden. Für die Verbindung zwischen TK-Anlage und SIP-Trunk ist ein sogenanntes „Media-Gateway“ notwendig. Alternativ kann auch ein in der vorhandenen TK-Anlage integrierter und für VoIP geeigneter Netzwerkanschluss genutzt werden.
3. Dauertest des Anschlusses
Nach dem Schalten des SIP-Trunk ist ein Dauertest sinnvoll. Er dient dazu, den SIP-Provider zu prüfen und die Qualität des Breitbandanschlusses zu testen.
Beim Testen sollte folgendermaßen vorgegangen werden:
- SIP-Trunk schalten und Funktionsfähigkeit prüfen
- TK-Anlage so konfigurieren, dass ausgehende Telefonate über den SIP-Trunk geführt werden. Eingehende Telefonate sollen weiterhin über ISDN erfolgen.
Ist nach einer Zeit von etwa einer Woche kein Qualitätsproblem festzustellen, kann davon ausgegangen werden, dass die Telefonie auch eingehend gut funktionieren wird.
4. Rufnummernportierung
Bevor die eingehenden Telefone auch über den SIP-Trunk empfangen werden können, muss eine Rufnummernportierung beim neuen SIP-Provider beantragt werden. Die Portierung bewirkt, dass die Anrufe nicht mehr über ISDN sondern nur noch über den SIP-Trunk an die TK-Anlage übergeben werden. Erst nach erfolgter Portierung können die vorhandenen ISDN-Anschlüsse außer Betrieb genommen werden.
Sonderfall: Weiterverwenden der alten TK-Anlage
Soll die vorhandene TK-Anlage vorerst weiter betrieben werden, kann dies in der weiter oben beschriebenen Weise realisiert werden. Zu bedenken ist, dass alle Funktionen von VoIP-Anlagen erst mit einer neuen Lösung genutzt werden können.
Sonderfall: Beschaffen einer neuen TK-Lösung
Optimal ist es, für die Telefonie eine neue Lösung zu beschaffen. Mit ihr können nicht nur die SIP-Trunks genutzt, sondern auch neue Funktionen wie automatische Anrufverteilung (ACD / Automatic Call Distribution) und CTI verwendet werden.
Grundsätzlich gibt es hier zwei Strategien zur Einführung der neuen TK-Lösung:
- Harte Umschaltung von der alten auf die neue TK-Lösung
- Sanfte Migration mit vorheriger Kopplung beider Lösungen und schrittweisem Umbau.
Zu diesem Thema werden wir im Rahmen unseres Newsletters demnächst einen weiteren Artikel veröffentlichen.