Virtual Reality ist ein großer Hoffnungsträger für die „Gamer-Kultur“: Die immer noch recht klobigen Display-Brillen, die mittlerweile von verschiedenen Hardwareentwicklern angeboten werden, sollen vor allem Videospielen zum Sprung in die dritte Dimension verhelfen und dabei für bislang ungekannte Immersion sorgen. Es gab schon vor Jahrzehnten erste Vorstöße in Sachen virtueller Realität, die aber aufgrund damaliger technischer Limitationen schnell wieder in der Versenkung verschwunden waren – ein schönes Beispiel ist die Spielekonsole Virtual Boy von Nintendo, der trotz großen Entwicklungs- und Marketingaufwandes nur eine sehr kurze Marktpräsenz beschieden war. Nun ist die VR-Technik wieder auf dem Vormarsch – und könnte weitaus mehr revolutionieren als nur Videospiele.
„Mittendrin-Gefühl“
Wer noch nie ein HMD („Head Mounted Display“) auf dem Kopf hatte, wird nur schwerlich nachvollziehen können, welche Faszination von dieser Technologie ausgeht. Das Erlebnis lässt sich kaum mit Worten beschreiben, aber das Bewusstsein des geneigten VR-Brillen-Trägers scheint sich tatsächlich überlisten zu lassen – ein Gefühl echter Präsenz stellt sich ein, Situationen und Orte in der virtuellen Welt werden als semi-real empfunden. Schöne Erlebnisse sorgen unwillkürlich für ein Lächeln, erschreckende Momente für reale Angst. Dabei steckt die Entwicklung der neuen VR-Generation eigentlich noch in den Kinderschuhen, technisch ist noch viel Luft nach oben – denn während die Übertragung von Kopfbewegungen in die virtuellen Welten schon erstaunlich gut funktioniert, muss vor allem die bislang recht niedrige Auflösung der Display-Brillen noch besser werden. Und trotzdem: Das Konzept funktioniert. Darüber freuen sich aber nicht nur Videospiel-Fans, denn Virtual Reality eröffnet ganz neue Möglichkeiten im professionellen Umfeld.
Psychotherapie in virtuellen Welten
Ein oft zitiertes Beispiel ist der Medizinbereich: Psychotherapeuten können Phobie-Patienten im Rahmen einer Expositionstherapie mit virtuellen Situationen konfrontieren, die ihre Ängste auslösen, und die damit verbundenen Reize individuell festlegen und steigern, ohne den Betroffenen zu überfordern. Chirurgen können sich mit VR-Simulationen weiterbilden oder auf besonders komplexe Eingriffe vorbereiten – und in Zukunft vielleicht sogar die Kombination aus dreidimensionalen CT-Bildern und realem Live-Video (die sogenannte „Augmented Reality“) über eine Display-Brille nutzen, um in die Körper ihrer Patienten blicken und millimetergenau zu operieren. Außerhalb des Medizinbereiches können wohl auch die meisten anderen Berufsfelder, in denen es auf exakte manuelle Arbeit ankommt, von Virtual Reality profitieren. Sogar Videokonferenzen könnten durch VR-Systeme erweitert werden: So könnte Teilnehmern an Besprechungen, Vorträgen oder Workshops ein realitätsnahes Erlebnis geboten werden, ohne dass sie tatsächlich vor Ort sind. Kurzum: Die Möglichkeiten erscheinen nahezu grenzenlos – und die aktuelle Entwicklung der wiederentdeckten VR-Technologie ist vielversprechend.
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