„Rundumschlag“ im deutschen Kommunikationsnetz: Im Zuge der Umstellung auf das Next Generation Network (NGN) wird die Telekom neben ISDN auch sämtliche ATM-Produkte abschalten und durch vergleichbare Ethernet-Produkte ersetzen, um künftig nur noch eine einzige, einheitliche Netz-Infrastruktur betreiben und verwalten zu müssen (weitere Informationen zu diesem aktuellen Thema erhalten Sie hier). Durch diese Umstellung ergeben sich zahlreiche Änderungen für Unternehmen, die auf den Einsatz von festen Signallaufzeiten angewiesen sind.
Hintergrund: Was ist ATM?
ATM steht für „Asynchronous Transfer Mode“ – ein Kommunikationsprotokoll, das die Möglichkeit bietet, verschiedene Bandbreiten auf einem Trägermedium (Glas, Kupfer o.ä.) im Multiplexverfahren zusammenzufassen und am Abnahmepunkt wieder separat bereitzustellen. Alle Daten werden dabei in Pakete aufgeteilt (die sogenannten „Slots“ oder „Zellen“); je nach Bandbreite werden unterschiedlich viele Slots auf dem Trägermedium eingerichtet. Über ATM können Sprache, Video und sonstige Daten übertragen werden.
ATM sorgt(e) für hochqualitative Direktverbindungen
Ein wichtiges Kernkonzept von ATM ist der sogenannte „Traffic Contract“, der für Quality of Service sorgt, indem er wichtigen Daten bei der Übertragung Priorität einräumt. Vor allem Rundfunk-Betriebe in den Bereichen Radio und Fernsehen nutzen ATM-Verbindungen, um Video- oder Audio-Einspieler direkt aus den Studios in die Sendezentren zu übertragen. Auch andere Branchen haben bislang auf die hohe Qualität von ATM-Verbindungen oder ganzen ATM-Netzen gesetzt, um zeitkritische Daten per Direktverbindung und mit garantierten Bandbreiten schnell und zuverlässig übertragen zu können.
Aller Vorteile zum Trotz: ATM fällt dem NGN zum Opfer
Im Zuge der Entscheidung der Telekom, zukünftig nur noch eine einzige Netzplattform für sämtliche Dienste zu nutzen, wird auch ATM abgeschafft. Die Intention des Telekommunikations-Giganten scheint logisch, denn jede Plattform – wie ISDN, ATM, SDH oder Ethernet – benötigt eigene Hardware, eigene Management-Konzepte und eigene Technologien, um den Übergang auf andere Plattformen zu ermöglichen. Mit der Abschaltung von ATM entfällt aber auch die Möglichkeit, den Quality of Service für besonders zeitkritische Anwendungen konsequent durchzusetzen. Für Unternehmen, die bislang keine SDH- oder ATM-Verbindungen im Einsatz haben, ändert sich durch die anstehende Umstellung nichts. Unternehmen, die bei der Datenübertragung auf feste Signallaufzeiten angewiesen sind, stehen allerdings im Regen: Im NGN-Ethernet sind feste Laufzeiten nicht bekannt. Eine Bandbreitenpriorisierung kann zwar Abhilfe schaffen – ein echter Ersatz für die zeitgesteuerten Übertragung der ATM-Technik ist das allerdings nicht.